49ers Germany

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Beyond the Horizon – Episode 23 – Teil 1: Packers Germany

26 min read

Herzlich Willkommen zur 23. Ausgabe von „Beyond the Horizon“. Wir tauschen uns in dieser Episode mit den Fans der Green Bay Packers aus. Genauer gesagt sind die Packers Germany in dieser Ausgabe unsere Gäste und wir sprechen über die Packers, Aaron Rodgers und Mike McCarthy, die vergangene Spielzeit, die Free Agency, den Draft und die Zukunft der Packers. Was uns aber besonders wichtig ist, ist der Blick über den Horizont hinaus, wer sind Packers Germany? Verschwenden wir keine Zeit und fangen an!

Start in die 100. Saison der NFL mit Packers @ Bears

Dieses Interview markiert den Start in die 100. Spielzeit der NFL und die Packers bestreiten gegen die Chicago Bears in der Nacht zu Freitag die Auftaktpartie. Heute und morgen veröffentlichen wir jeweils einen Teil dieses unglaublichen Interviews – die Packers Germany haben fabelhafte Arbeit gelesen und nehmen uns mit auf eine Lesereise rund um die Franchise aus Wisconsin. Viel Spaß!

Hallo Packers Germany! Wir möchten Euch bitten, Euch uns vorzustellen! Wie seid Ihr zum Football gekommen? Und zu den Packers? Seit wann gibt es Euch als Vereinigung von Packers Fans in Deutschland? Vor nicht allzu langer Zeit haben sich mehrere Packers Fanclubs unter dem Dach „Packers Germany“ zusammengetan, oder? Habt Ihr Verbindungen zu Fans in den Vereinigten Staaten? Wie sehen Eure Zukunftspläne aus? Nach Möglichkeit: Erzählt uns alles über Euch und macht auch gern ein wenig Werbung für Euch und die Packers! Wir sind gespannt!

Packers Germany: Hallo liebe 49ers Nation und herzlichen Dank für die Einladung! Es ist immer wieder ein inneres Blumenpflücken mit euch zu schnacken!

Aufgrund des prall gefüllten Fragenkatalogs legen wir direkt los: Wir – das Redaktionsteam der Packers Germany - sind eine inzwischen aus 12 Leuten bestehende sehr heterogene Gruppe. Wir versuchen die Packers Fans im deutschsprachigen Raum mit Artikeln, News und unseren Podcasts auf dem Laufenden zu unserer Lieblings“franchise“ zu halten. Neben den Social Media Auftritten und dem Podcast haben wir bspw. auch Newsletter, verschiedene themenspezifische Gruppen, einen Discord-Channel und ein Forum.

Ihr findet uns auf unserer Website www.packers-germany.de, auf Twitter (@PackersGermany), Facebook (PackersGermany), und Instagram (@packers_germany). Wir haben auch einen WhatsApp-Newsletter und einen Podcast (PackersTalk Germany auf allen Plattformen) und wenn ihr uns mit Fragen kontaktieren wollt, könnt ihr das natürlich auf all diesen Plattformen tun!

Die Packers Germany in der heutigen Form sind vor etwa zwei Jahren entstanden, als sich zwei Gruppen auf Twitter zusammengetan haben. Ich selbst kam vor etwa einem Jahr zu den Packers Germany als wir unsere Facebook-Fanpage mit den Packers Germany zusammengetan haben. Im Anschluss haben wir die verschiedenen Social Media Kanäle gebündelt, um unseren Fans eine zentrale Anlaufstelle zu bieten statt teilweise doppelten Content zu produzieren oder sogar in Konkurrenz zueinander zu treten. Die einzelnen Bestandteile, die sich inzwischen zu den Packers Germany zusammengeschlossen haben, gibt es teilweise bereits seit 2014. Inzwischen haben wir auf Instagram, Twitter und Facebook – auch dank der Übertragungen im Free TV und dem damit entstandenen Hype - knapp 10.000 Follower – und wie man an @Lippo_kratis Umfragen jedes Jahr sehen wir kann, sind die Packers-Fans eine der größten Gruppen in Deutschland.

Als Packers Fans haben wir den Nachteil, dass es von Seiten der Packers keine Unterstützung oder einen offiziellen Fanclub gibt, dem wir uns anschließen könnten. Aus diesem Grund sind die Kontakte in die USA eher auf persönlicher Ebene entstanden, als der ein oder andere in den Staaten war. Trotzdem nehmen wir immer wieder wahr, dass die Packers Fans und auch die „Experten“ sich sehr über unsere Unterstützung aus Deutschland freuen und uns gerne in unserer Arbeit unterstützen.

In Zukunft wollen wir natürlich weiterhin fleißig Content produzieren, um sowohl die Neulinge, als auch die alten Hasen mit allen Infos zu füttern, die man braucht, um sich noch mehr in die Packers und ihre Geschichte zu verlieben. Anlässlich unseres 100-jährigen Bestehens haben wir uns auf die Fahnen geschrieben dieses Jahr insbesondere unsere Historie und die vielen großen Spieler darin zu ehren indem wir ihnen einige Artikel widmen. Wenn ihr euch wie Frank auch für die Historie anderer Teams interessiert, schaut einfach mal auf unserer Website vorbei: www.packers-germany.de/thema/historie.

Als übergeordnetes Ziel existiert natürlich der Wunsch, dass die Packers Fans im deutschsprachigen Raum noch enger zusammenwachsen. Mittlerweile hatten viele bereits die Gelegenheit sich besser kennenzulernen, sodass neue Freundschaften entstanden sind oder sich verschiedene Leute zu gemeinsamen Reisen oder Treffen in Green Bay verabredet haben. Zudem haben wir verschiedene karikative Aktionen ins Leben gerufen, um durch Versteigerungen oder Saison-Tipps die Arbeit von wohltätigen Einrichtungen und Organisationen zu unterstützen. Neben dem Feedback für die Artikel sind das natürlich die Geschichten auf die man hinarbeitet und die uns noch mehr motivieren unsere Freizeit in dieses tolle Team und diese tolle Fanbase zu investieren. Das wollen wir auch in Zukunft bestmöglich unterstützen und unseren Teil dazu beitragen!

Lasst und bitte teilhaben an der Faszination Packers und Lambeau Field teilhaben. Die Packers sind die einzige Franchise die sich im Besitz von 350.000 Anteilseignern befindet und nicht einem Owner oder einer Owner Familie gehört. Welche Bedeutung haben die Packers für die Region und Wisconsin? Hat Eure Verbundenheit zum Team auch damit zu tun?

Packers Germany: Aufmerksame Leser werden gemerkt haben, dass wir die Frage nach der Herkunft unseres Fanatismus hinsichtlich der Packers in der ersten Frage unter den Tisch haben fallen lassen. Das liegt daran, dass eure Frage bereits ein Stück weit erklärt, weshalb die Green Bay Packers so besonders sind und weshalb so viele Menschen von diesem Mythos schwärmen. Ich versuche anhand meiner eigenen Reise ein Stück weit zu beschreiben, weshalb man den Packers verfallen könnte und welchen Stellenwert die Packers (nicht nur) in Wisconsin genießen.

Vor ziemlich genau 12 Jahren – im Juni 2007 - war ich mit einem Freund dessen Familie in Sussex, Wisconsin, besuchen und hatte bis dahin (leider) so ziemlich keine Berührungspunkte mit dem Sport American Football. Mit amerikanischen Sport verband ich insbesondere Teams, die regelmäßig umzogen und milliardenschwere Besitzer, die den maximalen Profit ihres Teams im Sinn hatten. Doch erst einmal in Wisconsin angekommen, konnte man den Football in Form der Packers nicht mehr ignorieren. Sobald man die Staatsgrenze zwischen Illinois und Wisconsin überquert hatte, konnte man sich vor Anzeigentafeln mit Packers Spielern, die Werbung für irgendwelche Produkte machen, nicht mehr retten. Gefühlt jedes Auto hatte Packers-Kennzeichenhalter, Aufkleber, Fahnen oder sonstiges Gear, das erkennen ließ, dass man in Packers-Territory war. Supermärkte hatten Ständer voller Packers-Utensilien, Leute auf der Straße, in Cafés, in Malls hatten Packers T-Shirts, Jerseys, Caps und anderes Merch an. Und das obwohl die Season lange vorbei, bzw. noch lange hin war; es lief kein Draft, kein Training, nichts – es war Saure-Gurken-Zeit. Und trotzdem: die Packers waren gefühlt Thema Nummer 1. Die Leute, die ich kennenlernte waren fast schockiert, dass Football in Deutschland kaum eine Rolle spielt.

Bevor ich mich näher mit dem Football und insbesondere den Packers beschäftigt hatte, kam mir das ein Stück weit suspekt vor. Auch wenn es danach etwas dauerte bis mich selbst der Fanatismus gepackt hatte, war der Keim dank dieser sympathischen Verrücktheit bereits gesäht.

Es dauerte nicht lange bis ich mich näher mit Green Bay und dem dort ansässigen Team befasste. Eine 100.000-Einwohner-Stadt hat inmitten der NFL-Metropolen und -Großstädte aufgrund der schlechten Infrastruktur, den fehlenden finanziellen Mitteln und der eigentlich geringen Anziehungskraft im ersten Moment nur wenig verloren. Doch Green Bay ist anders, Green Bay ist mehr als eine kleine Stadt. Green Bay ist eine Art gallisches Dorf, das sich mit aller Kraft dagegen gewehrt hatte, dass ihr geliebtes Team in ein finanziell attraktiveres Gebiet abwandert. Eine Stadt, die sich jedes Mal finanziell engagierte als der Verein kurz vor der Pleite stand. Eine Stadt, die ihrem Team auch die Treue geschworen hatte, als es Playoff-Football jahrzehntelang nur aus dem Fernsehen kannte. Eine Stadt, die dafür sorgt, dass man zu seinen Lebzeiten nicht mehr an eine Dauerkarte kommen kann. Eine Stadt, die aus hunderttausenden von Menschen besteht, die ihre Mannschaft auch weit über die Landesgrenzen unterstützt. Nebenbei war und ist man bis heute trotz der vergleichsweise schlechten Vorzeichen das erfolgreichste Football-Team aller Zeiten – eine Tatsache auf die man sich meiner Meinung nach im eigenen Fanlager sogar ein Stück zu sehr fokussiert bzw. reduziert.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich bereits längst in den Sport American Football und seine Komplexität verliebt. Durch meinen Besuch im Packers-Staat in Verbindung mit dieser wunderbaren Geschichte, blieb mir nichts anderes übrig als mich für die Farben Grün und Gold zu entscheiden (obwohl ich mir diese Farben rein objektiv nicht unbedingt ausgesucht hätte). Als Fan der 2000er hilft natürlich auch die Tatsache, dass man zwei Hall of Fame Quarterbacks direkt nacheinander under Center hat natürlich ebenfalls immens!

Nachdem ich die Brot-und-Wasser-Zeit (aka Studium) beendet habe, hatte ich vergangenes Jahr auch endlich die finanziellen Mittel die Packers live und in Farbe zu erleben. Mittlerweile kam mir diese Verrücktheit, dieser Fanatismus nicht mehr merkwürdig vor, sondern ich ging voll darin auf. Überall in der Stadt findet man Hinweise auf die Geschichte der Packers, die Menschen reden über kaum etwas anderes, Unternehmen tragen den Namen Titletown, der Bürgermeisterkandidat druckt den Spielplan auf seine Visitenkarte. Beim Tailgating kennt man sich seit Jahren. Im Stadion sind viele seit Jahrzehnten Sitznachbarn. Hier feiern oder sitzen keine Touristen, keine Fans, sondern ein Teil des Vereins.

Aber nicht nur der emotionale Wert dieses Vereins für die Region ist enorm. Die Packers sind eine der Haupteinnahmequellen für die Stadt und die umliegenden Regionen. Die Gastronomie, die Hotels, die umliegenden Geschäfte machen einen Großteil ihres Umsatzes an den (mindestens) acht Heimspielwochenende, sodass man auch immer wieder betont, dass man keinesfalls eines dieser Heimspiele abgeben wird.

13 Titel sammelten die Packers bereits

Die Green Bay Packers wurden 1919 gegründet und man spielt seit 1921 in der National Football League. Seit dem Merger 1970 trat man zunächst von 1970 bis 2001 in der Central Division und anschließende in der NFC North an. Die Packers sammelten mit 13 Titeln (neun NFC Championships und vier Super Bowl Siege) die meisten unter allen Teams. Skizziert uns doch bitte die aus Eurer Sicht wichtigsten Momente in der Geschichte der Packers? Uns würde direkt der Ice Bowl (1967) einfallen, wir erwarten Eure Antworten mit großer Freude.

Packers Germany: Der Ice Bowl gehört mit Sicherheit zu den spektakulärsten Spielen der Packers-Geschichte. Dass das Spiel auch 50 Jahre nach Austragung fast jedem Fan ein Begriff ist, sagt viel darüber aus. Mehr als eisige Temperaturen, ein verhasster Gegner, den dritten Titel in Folge vor Augen – die Voraussetzungen für ein hart umkämpftes Spiel waren gelegt. Der damalige Kommentator Frank Gifford scherzte aufgrund der Temperaturen noch während des Spiels „I'm now going to take a bite of my coffee...“. Nachdem man in der ersten Hälfte mit 14-0 ein ordentliches Polster erarbeitet hatte, lief in der zweiten Hälfte nicht mehr viel rund, sodass man 5 Minuten vor Schluss mit 14-17 hinten lag. Die Bilanz der Packers Offense in der zweiten Hälfte bis dahin: 31 Plays für minus 9 Yards. Zwischen dem Einzug in das später Super Bowl II genannte Spiel lagen somit 68 Yards, die Cowboys Defense und taube Extremitäten. Trotz der vorherigen Drives, die wenig Hoffnung machten, schaffte man es bis vor die Cowboys Endzone. Beim 1st und 2nd down gab Starr den Ball an den Halfback Donny Anderson ab, der aufgrund der miserablen Platzverhältnisse absolut keinen Halt hatte und schnell gestoppt werden konnte. Bei bis zu 38°C nutzen die damals zukünftigen Hall of Famer ein Timeout um 16 Sekunden vor Schluss das 3rd down zu besprochen. Aufgrund der Erfahrungen mit den Halfbacks schlug Starr Lombardi vor, dass er den Ball selbst in die Endzone laufen wolle. Jerry Kramer hatte in den Vorbereitungen während der Woche erkannt, dass der Cowboy Jethro Pugh zu aufrecht attackiert, sodass Kramer den notwendigen Hebel hätte, um Starr den Platz zu schaffen um in die Endzone zu fallen. Lombardi nickte die Idee seiner beiden Führungsspieler mit den Worten „Run it and let’s get the hell out of here“. Ohne Timeouts bedeutete die Entscheidung Sieg oder Niederlage. Schaffte man es nicht in die Endzone, hätte man bei 16 Sekunden auf der Uhr keine Zeit mehr ein Field Goal zum Ausgleich zu schießen – wobei vermutlich niemand mehr Lust auf eine Overtime hatte. So erwischte die Offense um Starr die Cowboys auf dem falschen Fuß, die laut Coach Tom Landry mit einem Pass gerechnet hatten. Kramer und Center Ken Bowman setzen ihre Blocks perfekt, Starr schaffte es in die Endzone und sicherte somit den Einzug ins Finale gegen die Raiders – welches das letzte Spiel als Packers-Headcoach für Coach Lombardi werden sollte.

Auch wenn man dazu tendiert einzelne Spiele hervorzuheben, sind die Entscheidungen der Verantwortlichen – v.a. zu Beginn der Franchise – weit wichtiger gewesen. Die Packers standen einige Male vor dem finanziellen Bankrott und vor dem Ausschluss aus der NFL. Insbesondere Curly Lambeau und den Hungry Five ist es zu verdanken, dass die Green Bay Packers trotz ihres kleinen Marktes auch heute noch in der NFL auflaufen. Sie legten auch den Grundstein dafür, dass die Franchise heute nicht einen sondern mehr als 360.000 Besitzer hat. Das Thema reiße ich ein Stück weit in der nächsten Frage an.

Curly Lambeau, Vince Lombard & viele mehr

Die Liste der außergewöhnlichen Persönlichkeiten, welche die Geschicke des Teams aus Wisconsin entscheidend beeinflusst haben, ist lang. An der Spitze stehen aus unserer Sicht Curly Lambeau (1921 bis 1949) und natürlich der Sagen umwobene Vince Lombardi (1959 bis 1967). Wie entscheidend haben diese Coaches die Geschichte der Packers beeinflusst? Seht Ihr weitere Coaches oder Funktionäre, die sich ähnlich verdient um das Wohl der Packers gemacht haben? Ron Wolf vielleicht?

Packers Germany: Man kann getrost sagen: ohne Curly Lambeau gäbe es die Packers in der heutigen Form nicht – zumindest nicht unter dem Namen und schon gar nicht ein einer professionellen Football Liga. Er war es, der am 11.08.1919 im Alter von 21 Jahren, seinen damaligen Arbeitgeber die Indian Packing Company um einen Zuschuss in Höhe von 500$ (zu der Zeit eine Menge Geld) bat um ein Werksteam zu gründen. Er war es, der nach der 21er Saison 50$ aus seiner eigenen Tasche zahlte um Green Bay im professionellen Football zu halten. Er war es, der als Manager, Spieler (bis 1929) und vor allem Coach (bis 1949) in den Folgejahren ein Team auf die Beine stellte, welches unter seiner Regentschaft sechs Titel gewinnen sollte. Es ist auch ihm zu verdanken, dass die Packers in mehreren Situationen vor dem finanziellen Ruin gerettet werden konnten und bis heute in der Hand von vielen Fans statt einem Owner sind. Mit seinem Charisma hat er nicht nur drei Frauen davon überzeugt ihn zu Heiraten sondern auch viele Leute einem Team zu helfen, das 100 Jahre später noch im selben Ort erfolgreichen Football spielt. 

Aus emotionaler Sicht haben die Packers Fans Curly Lambeau so ziemlich alles zu verdanken. Folgerichtig wurde das City Stadium nur zwei Monate nach Curlys Tod in Lambeau Field unbenannt.

Die sechs Titel zeigen, dass Lambeau auch aus sportlicher Sicht sehr vieles richtig gemacht hat. Er selbst war insbesondere als Halfback gefordert, war (wie damals üblich) aber auch als Pass Catcher, Quarterback und Kicker aktiv. Auch wenn er als Spielertrainer 1929 den ersten Titel feiern konnte, stellte sich der sportliche Erfolg vor allem nach seiner aktiven Karriere ein. Als Coach revolutionierte er mit QB Arnie Herber und WR Don Hutson die run-lastige Offense hin zu einem Angriff, der auch über den Pass erfolgreich war. Er legte damit den Grundstein für die Offenses wie wir sie heutzutage erleben. Die Green Bay Packers werden für immer eng mit dem Namen Curly Lambeau verbunden sein!

Auch wenn die Herrschaft von Vince Lombardi nicht ganz solange ging wie die von Curly Lambeau, steht er letzterem aus sportlicher Sicht in nichts nach. Zum Ende von Curlys Amtszeit blieben die Erfolge aus Sicht der Packers aus. Dies sollte auch im folgenden Jahrzehnt so weitergehen, in dem die Packers mit den Playoffs nicht viel zu tun hatten. Wieder hatte man enorme finanzielle Probleme und die Zukunft der Packers in der NFL hing am seidenen Faden. Erst mit der Verpflichtung von Vince Lombardi im Jahr 1959 leitete man die Wende ein, legte den Grundstein für eine zweite Dynastie und zementierte den Status als Mitglied der NFL. Nach einer 1-10-1 Saison übernahm Lombardi die Zügel und hielt sie sehr straff. Lombardi legte seinen Fokus auf harte Arbeit und einen starken Geist. Spieler, die seiner Meinung nach nicht das Zeug zum Champion hatten, sortierte er gnadenlos aus. Eine Vielzahl seiner Zitate werden bis heute gerne genutzt und zieren die Wände oder Play Books von Jugend- und Amateur-Vereinen. Trotz oder wegen seiner Härte respektierten und liebten ihn seine Spieler. Nach einer 7-5 Saison, erreichten die Mannen um Lombardi im Folgejahr bereits wieder das Championship Game, das allerdings gegen die Eagles verloren ging. Lombardi’s Reaktion: "This will never happen again. You will never lose another championship" und damit sollte er Recht behalten. Mit fünf Championships innerhalb von 7 Jahren setzte sich Lombardi ein Denkmal als erfolgreichster Coach aller Zeiten. Ohne seine harte Gangart, das Einimpfen seiner Mentalität in die Spieler und seinen genialer Football-Sachverstand wären die Packers heute vermutlich kein Teil der NFL mehr.

Die beiden Genannten hatten mit Sicherheit den größten Einfluss auf die Packers in der heutigen Zeit, da man ansonsten wohl gar nicht oder kaum noch von der Franchise aus Green Bay sprechen würde. Nichtsdestotrotz hatten auch George Whitney Calhoun, the Hungry Five und natürlich die Vielzahl an legendären Spielern einen riesigen Einfluss darauf, dass man in Wisconsin ein professionelles Football-Team hat, das auch noch mit solch riesigen Erfolgen aufwarten kann.

In der jüngeren Geschichte ist aber natürlich auch ein Name enorm wichtig, den ihr bereits oben genannt habt. Nach Lombardis Weggang erlebten die Packers Fans erneut eine Dürrephase, die diesmal ungleich länger dauern sollte. Zwischen 1968 und 1993 erreichten die Packers lediglich 3 Mal die Playoffs. Es wollte nichts so richtig funktionieren, bis man 1991 Ron Wolf als General Manager verpflichtete. Mit ihm und seinen glücklichen Händchen für Spielerverpflichtungen kehrten die Green Bay Packers als Dauergast in die Playoffs zurück. Den Grundstein dafür legte er mit der Verpflichtung von Head Coach Mike Holmgren (1991) und dem damals umstrittenen Trade für Brett Favre (1992). Zudem gab er für die damalige Zeit Unmengen an Geld aus um den Minister of Defense Reggie White (1993) in der Free Agency zu verpflichten. Jede dieser Entscheidungen sollte sich im Nachhinein als Glücksgriff herausstellen, denn in den Jahren 1993-1998 war man Dauergast in den Playoffs und konnte 1996 die inzwischen Lombardi Trophy genannte Trophäe endlich wieder nach Title Town holen. Sein Nachfolger wurde ein Mann, der ebenfalls sehr viel richtiggemacht hat – Ted Thompson. Doch dazu vielleicht nächstes Jahr mehr 😛

Die Liste der Packers Spieler in der Pro Football Hall of Fame ist lang und es wurden bereits 31 Spieler aufgenommen – dies ist das größte Kontingent nach den Washington Redskins, Chicago Bears, New York Giants und Pittsburgh Steelers.  Wenn man an die Cheeseheads denkt, fallen einem direkt große Quarterbacks wie Bart Star und Brett Favre und aktuell Aaron Rodgers ein. Aber auch Spieler wie Defensive End Reggie White, Running Back Paul Hornung oder Linebacker Ray Nitschke haben großen Einfluss auf dem Feld gehabt. Welche Spieler haben aus Eurer Sicht den größten Anteil am Erfolg und der Popularität der Packers? 

Packers Germany: Hall of Fame-Auszeichnungen gehen natürlich mit Erfolg einher. Das erkennt man alleine daran, dass lediglich ein Packers-Spieler (WR James Lofton) Mitglied der Hall of Fame ist, der nie eine Meisterschaft gewinnen konnte. Von den Spielern der erfolgreichen Jahre unter Lambeau kann man immerhin acht bronzefarbene Büsten in Canton einen Besuch abstatten. Aus der zweiten Erfolgsphase sind es inklusive Lambeau sage und schreibe zwölf Spieler und Lombardi selbst. Das zeigt ganz gut, dass man den Erfolg nicht nur an einzelnen Spielern festmachen sollte, da ein einzelner Spieler in den seltensten Fällen Erfolg garantiert. Und trotzdem haben oder hatten insbesondere die in den beiden Fragen genannten Spieler und Funktionäre einen riesigen Anteil am Erfolg. Die Einführung des Passspiels mit Don Hutson war ein riesiger Faktor, aber auch Spieler wie Clarke Hinkle, Mike Michalske und mein persönlicher Lieblingsspieler Johnny Blood (https://www.packers-germany.de/2019/06/packers-legenden-johnny-blood/) haben das neu gegründete Team geprägt.

In der Zeit unter Coach Lombardi gab es derart viele dominante Spieler, dass ich mich kaum traue einen Spieler besonders hervorzuheben. Aber insbesondere Jerry Kramer und Forrest Gregg besitzen heute noch einen Legendenstatus bei den Cheeseheads überall auf der Welt und sind das Paradebeispiel wie wichtig eine gut-funktionierende O-Line in der damaligen Zeit (und heute) war.

Viele dieser Spieler kennen heute aber auch nur noch die Hardcore-Fans. Für die Popularität entscheidend sind die Spieler die ein spektakuläres Spiel abliefern. Da sind erfolgreiche Quarterbacks wie Brett Favre und Aaron Rodgers, aber natürlich auch Reggie White, Charles Woodson oder Clay Matthews sind oder waren von ihrem Spielstil prädestiniert die Fans anlocken.

McCarthy vs. Rodgers

Jeder Football Fan, ob man es zugibt oder nicht, liebt es Quarterback Aaron Rodgers auf dem Feld zuzusehen. Der „Kleinkrieg“ zwischen ihm und dem langjährigen Head Coach Mike McCarthy, der mit der Entlassung von McCarthy endete, schadete dem Ansehen und dem sportlichen Erfolg der Packers. In den USA sorgte ein Artikel für viel Unruhe, in dem Rodgers ein langjähriger Groll gegenüber McCarthy nachgesagt wird, weil dieser Rodgers nicht mit dem Number One Overall Pick im Draft 2005 nach San Francisco holte. McCarthy arbeitete zu dieser Zeit als Offensive Coordinator bei den 49ers und das Team wählte Alex Smith mit dem ersten Pick in diesem Jahr. Was habt Ihr von dieser Thematik mitbekommen und wie schätzt Ihr die Lage in den letzten Spielzeiten zwischen Rodgers und McCarthy ein?

Packers Germany: Wir haben die entsprechenden Artikel natürlich auch gelesen. Die Reaktionen in unserer Fanbase waren sehr unterschiedlich. Manche haben den Artikel sehr ernst genommen (da er auch von einem angesehenen Reporter mit guten Verbindungen nach Green Bay geschrieben wurde), andere haben ihn unter dem Motto „Nichts Neues“ abgehakt. Wie viel Wahrheit letztendlich wirklich in dem Artikel und den Aussagen der ehemaligen Spieler steckt, wird man – wenn überhaupt – erst lange nach Rodgers Karriereende herausfinden. Mut macht, dass einige der Aussagen bereits widerlegt wurden. Den ehemaligen Packers-WR Jeff Janis soll Rodgers bspw. geradezu gepiesackt haben. Janis selbst hat dann allerdings sehr verwundert auf diese Aussage reagiert. Etliche andere aktuelle und ehemalige Spieler haben sich ebenfalls sehr schnell auf Rodgers Seite gestellt, sodass ich nicht davon ausgehe, dass Rodgers ein charakterliches Monster ist.

Nichtsdestotrotz ist es ein offenes Geheimnis, dass Rodgers ein schwieriger Charakter ist. Laut Hörensagen ist äußerst ehrgeizig, verfügt über ein enormes Selbstvertrauen, ist wohl nachtragend und man kann recht schnell in seiner Gunst fallen.

Wie genau die Beziehung zwischen ihm und McCarthy ausgesehen hat können wir nur mutmaßen, aber als Außenstehender hatte man schon einige Zeit das Gefühl, dass die notwendige Vertrauensbasis zwischen den beiden einfach nicht mehr existierte. Den Eindruck haben verschiedene Aussagen der Beiden über die vergangenen Jahre lediglich verstärkt.

Fakt ist, dass die McCarthy-Offense, die zu Beginn seiner Amtszeit absolut modern war, in den vergangenen Spielzeiten in die Jahre gekommen ist und weder Fans noch gegnerische Defenses wahnsinnig überrascht hat. Dass das einem ehrgeizigen QB in seinen besten Jahren nicht unbedingt schmeckt ist verständlich. Vergangenes Jahr ging es dann sogar so weit, dass man den Eindruck hatte, dass Rodgers teilweise gegen seinen Coach spielte. Anders konnte man es sich nicht erklären als unsere Nummer zwölf einfachste Pässe kilometerweit an seinem offenen Receiver vorbeiwarf oder erst gar nicht sah – die Mimik und Gestik half nicht unbedingt den Eindruck zu widerlegen. Im Nachhinein glaube ich allerdings nicht, dass es so extrem war, da sich Rodgers Spiel auch unter Philbin nicht großartig verbessert hatte und im Nachhinein bekannt wurde, dass Rodgers Verletzung weit ernster war als alle Welt meinte.

Und trotzdem: der Artikel, aber insbesondere sein Spiel in den letzten beiden Jahren haben den Mythos Aaron Rodgers etwas angekratzt. Fans im eigenen Lager sehen Rodgers inzwischen kritischer und auch außerhalb von Green Bay hat sein Status gelitten.

Auf den Interims Head Coach Joe Philbin folgt nun Matt LaFleur, der zuletzt als Offensive Coordinator bei den Tennessee Titans mit seiner Offense nicht gerade Angst und Schrecken verbreitete. Ein kluger Schachzug scheint die Übernahme von Mike Pettine als Defensive Coordinator zu sein, denn die Defense machte im letzten Jahr einen verbesserten Eindruck. Was erwartet Ihr von LaFleur? Passen der Head Coach und der Quarterback zueinander? Wird sich die Defense weiter verbessern?  

Packers Germany: Der erste Eindruck von Matt LaFleur ist wahnsinnig positiv. Bei seiner Vorstellung und seinen ersten Pressekonferenzen konnte man erkennen weshalb Mark Murphy und Brian Gutekunst nicht lange gebraucht haben, um sich für einen neuen Coach zu entscheiden. LaFleur ist bodenständig, charismatisch, nahbar – kurz: sympathisch. Zu seinem Football-Sachverstand bzw. seinen Fähigkeiten als Headcoach kann man zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht viel sagen, weil schlicht und einfach noch nicht viel Football gespielt wurde und es seine erste Station als Headcoach ist. Allerdings sind sein Enthusiasmus und seine Sozialkompetenz eine gute Basis als Headcoach erfolgreich zu sein.

Auch das Scheme wirkt auf den ersten Blick weit ausgewogener als das McCarthy-Konzept. Weniger Iso-Routes, mehr aufeinander abgestimmte Routen, die größere Fenster für die Receiver schaffen sollten. Zudem setzt er den Fokus stärker auf das Run Game und Play-Action-Pässe. All das sollte dazu führen, dass die Offense ein Stück weit weniger ausrechenbar ist, man sich weniger auf die individuelle Klasse der Receiver vertrauen muss und die Last etwas von Rodgers Schultern genommen wird. Was sich in der Theorie alles gut anhört, muss natürlich erst einmal in der Praxis umgesetzt werden. Die Grundlage dafür ist, dass die beteiligten Personen, allen voran Aaron Rodgers, darauf einlassen müssen. Da es sich zudem um grundlegende Änderungen handelt, wird es einige Zeit brauchen, bis die Offense das Scheme verinnerlicht hat. Von daher gehe ich nicht davon aus, dass die Offense direkt zu Beginn der Saison oder allgemein dieses Jahr ein Feuerwerk abbrennt, sondern, dass es an der ein oder anderen Stelle noch mächtig haken wird.

Aus diesem Grund wird es dieses Jahr unglaublich wichtig sein, dass die Defense auf ihren (statistisch gar nicht so viel besseren) Leistungen aus der letzten Saison aufbauen kann. Das Front Office um Gutekunst hat in den vergangenen Jahren im Draft und dieses Jahr auch in der Free Agency enorm in die Defense investiert. Was die Defense besonders spannend macht, ist die Tatsache, dass man sehr viele Variable Spieler verpflichtet hat, die mehrere Positionen spielen können. Weiterhin lag der Fokus ganz klar auf der Athletik der Spieler (siehe RAS https://www.packers-germany.de/2019/05/packers-lexikon-der-relative-athletische-wert-ras/). Unser DC Mike Pettine liebt es die gegnerische Offense zu verwirren und die QBs im Dunkeln tappen zu lassen. Dass das insbesondere gegen junge QBs sehr gut funktioniert, hat man letztes Jahr bereits gesehen. Das liegt daran, dass es vor dem Snap enorm schwierig ist zu prognostizieren welcher Defense-Spieler welche Aufgabe hat. Statt den Quarterback zu jagen fallen Edge Rusher oder sogar Linemen zurück in die Coverage. Stattdessen blitzen Inside Linebacker, Cornerbacks oder Safeties. Diese Variabilität wird dieses Jahr hoffentlich noch größer, da Gutekunst Pettine inzwischen genug Spieler zur Verfügung stellt, die prädestiniert sind sein Konzept umzusetzen. Hinzu kommt, dass Pettine seine Defense mit DBs überlädt und somit der modernen NFL Tribut zollt, die Catching-Backs, Receiving-TEs oder 3-4 Receiver-Sets im Überfluss aufweist. Das führt möglicherweise dazu, dass man in der Run Defense etwas schwächer ist, aber keine zu großen Matchup-Nachteile im Passing-Game hat.

Ich freue mich riesig darauf zu sehen, ob und wie gut die neuen Puzzleteile ineinanderpassen und ob man endlich wieder eine Defense aufs Feld bringen kann, die selbst den besten Offenses das Leben schwermacht! Die kommende Saison würde ich als erfolgreich bezeichnen, wenn wir eine stark verbesserte Defense und ein funktionierendes Scheme in der Offense sehen. Die Playoffs werden in einer starken NFC North schwer zu erreichen sein, sodass man den Erfolg der Saison meiner Meinung nach nicht davon abhängig machen sollte. Doch dazu später mehr.

Das war es für den ersten Teil mit den Packers Germany - aber morgen geht es mit dem zweiten Teil spannend und nicht weniger ausführlich weiter!

Mehr Informationen über die Packers Germany findet Ihr hier:

#BeyondTheHorizon: Die vorherigen Ausgaben

Hier findet ihr die 22 vorherigen Ausgaben von „Beyond the Horizon“:

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