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Beyond the Horizon – Episode 1: German Sea Hawkers

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Heute führen wir eine Kategorie in unserer Berichterstattung rund um die San Francisco 49ers ein. Wir starten den Dialog mit anderen deutschen Fanvereinigungen und freuen uns sehr, dass uns die German Sea Hawkers e.V. als erster Partner für „Beyond the Horizon“ zur Verfügung stehen. Im Mittelpunkt steht ein Rückblick auf die vergangene Spielzeit, ein Blick auf Strukturen, die Fanszene in Deutschland und natürlich ein Ausblick auf den kommenden Draft – dies natürlich aus Sicht der German Sea Hawkers, die in Sachen Fanszene, Organisation und Struktur für viele in Europa und Deutschland ein großes Vorbild sind.

Für die German Sea Hawkers e.V. beantworten Maximilian Länge und Jannis Wiese unsere Fragen. Los geht’s:

Bevor wir uns rückblickend um die NFL-Saison 2018 kümmern, möchten wir Euch bitten, uns die German Sea Hawkers ein wenig vorzustellen. Wie seid ihr zum Football gekommen? Seit wann gibt es Euch als Vereinigung von Seahawks Fans und warum habt Ihr Euch entschlossen, Euch als eingetragenen Verein sozusagen gesetzlich zu legitimieren? 

German Sea Hawkers (Maximilian Länge): Die German Sea Hawkers gibt es als Gruppierung seit der Offseason 2014. Diese Zahl klingt nach Erfolgsfans, weil das ja direkt nach Super Bowl XLVIII war, aber das stört uns nicht, denn irgendwie müssen Fans ja zu einem Lieblingsteam kommen. Und im Endeffekt geht es jetzt einfach darum, nicht bei der kleinsten Schwächephase das Lieblingsteam zu wechseln. Sicher ist, dass wir die volle Bandbreite an Mitgliedern haben. Solche, die erst seit kurzer Zeit dabei sind und solche, die Steve Largent noch spielen sahen. Solche, die durch Verwandte im Pacific Northwest auf das Team stießen und solche, die bei ran auf den Geschmack kamen. Die Idee zur Gründung kam in Gesprächen mit Freunden von den UK Sea Hawkers, durch einen USA-Aufenthalt und mit einer Dosis Experimentierfreudigkeit auf. Den Schritt zum e.V. wagten wir 2016, weil er uns rechtliche Sicherheit bei Haftungsfragen gibt, Steuerentlastungen bietet und uns dazu verpflichtet, gemeinnützig zu denken und zu arbeiten.

Wie seht Ihr die Fanszene in Deutschland? In den vergangenen Jahren kann man einen deutlichen Zuwachs an Football-Fans in Deutschland und Europa beobachten. Diesen Trend könnt Ihr bestimmt durch steigende Mitgliederzahlen, erhöhte Aufmerksamkeit in sozialen Medien/TV/Presse und Nachfrage bestätigen. 

German Sea Hawkers (Maximilian Länge): Die Fanszene ist eine zunehmend wachsende, natürlich ist das auch durch ran und DAZN passiert und darüber muss man als Football-Fan auch froh sein. Denn Aufmerksamkeit bringt neues Publikum und damit auch Zulauf für uns. ran, oder speziell Experte Roman Motzkus, ist mit ein Grund, weshalb wir steigende Mitglieder- und Zugriffszahlen auf unsere Webseite haben, wenn die Seahawks im Free-TV zu sehen sind. Inzwischen sind wir rund 1.000 zahlende Mitglieder.

Man kann jetzt natürlich darüber diskutieren, ob man die Art und Weise, wie ran ein Format entwickelt hat und ausstrahlt, gut findet. Ich sehe da aktuell keinerlei Entwicklung, man versucht lieber auf Unterhaltung zu setzen, als tiefer in die Strukturen von Football einzusteigen und auch mal über die Gefahren aufzuklären, so wie wir das tun wollen. Das hängt bei ran natürlich damit zusammen, dass ein Großteil der Fangemeinde neu zur Sportart gekommen ist und Angebote zu Taktik und Regelkunde nicht so gut angenommen wurden wie das Abfeiern der Sportart. Taktik-Diskussionen bewegen sich meist doch tief in der Nische, wie das bei Spox.com und seiner Community erkennbar ist. Aber die meisten Fans in den USA haben von tiefergehender Football-Taktik ebenfalls recht wenig Ahnung, mit dem Unterschied, dass Football dort eben Nationalsport und weiter verteilt ist. Das ist in Deutschland mit dem Fußball ja auch nicht großartig anders.

In Oberhausen gab es vor wenigen Wochen das erste, große Fanklubtreffen in Deutschland. Was haltet Ihr von solchen Treffen? Wie sehen Eure Erwartungen aus? Sportliche Rivalitäten müssen nicht zu Konkurrenzdenken zwischen den Fangruppen führen. Vereint in der Sache Football, getrennt in der Liebe zu den einzelnen Teams. 

German Sea Hawkers (Maximilian Länge): Dieses Treffen war eine tolle Möglichkeit zum Austausch. Und, wenn wir ganz ehrlich sind, macht es uns auch ein wenig stolz, zu sehen, dass es inzwischen doch eine beachtliche Zahl an Fanklubs und Vereinen gibt, die NFL-Teams von Deutschland aus unterstützen. Davon haben wir geträumt, als wir die German Sea Hawkers ins Leben gerufen haben. Und wenn es jetzt zu Gesprächen mit den Rivalen kommt und man sich austauscht und voneinander lernt, dann ist das einfach schön. Wir haben uns immer vorgenommen, Wissen weiterzugeben, weil wir ja als e.V. und Organisation mit festen Strukturen schon ein wenig voran gegangen sind.

Nun aber zur Spielzeit 2018. Vor der Saison sahen viele Beobachter, Analysten und Kommentatoren die Seattle Seahawks aufgrund von starken personellen Veränderungen im Coaching Staff sowie im Kader im Umbruch und man ging davon aus, dass die Seahawks nicht unbedingt eine Rolle im Playoff-Rennen spielen würden. Wie waren Eure Erwartungen vor der Spielzeit? 

German Sea Hawkers (Jannis Wiese): Ich selbst war vor der Saison auch sehr kritisch und habe die Seahawks bei einem negativen Record gesehen. Einfach weil das offensive Play Calling von Offensive Coordinator Brian Schottenheimer und Head Coach Pete Carroll nicht mehr zeitgemäß ist und man damit meiner Meinung nach auch das Talent von Russell Wilson verschenkt. In den Spielen selber habe ich auch immer wieder geflucht, weil es doch sehr zermürbend war. Trotzdem darf man aber gerade wegen der negativen Prognosen nicht vergessen, dass es eine sehr gute Saison war, an deren Ende das Aus in der Wild-Card Round stand, wo gegen die Dallas Cowboys mit einem flexibleren Plan mehr möglich gewesen wäre.

Haben die Änderungen im Coaching Staff, insbesondere die neuen Coordinators Ken Norton Jr. und Brian Schottenheimer und Offensive Line Coach Mike Solari letztendlich auch Head Coach Pete Carroll zur Vertragsverlängerung „getrieben“? Gerade die Offensive Line zeigte sich gegenüber den vergangenen Jahren trotz wenigen Personalwechseln stark verbessert, im Run Blocking wie in der Pass Protection. Lag es hier allein am neuen Coach Mike Solari?

German Sea Hawkers (Jannis Wiese): Das lag für mich größtenteils an Mike Solari, aber auch an Neuzugängen wie Guard D.J. Fluker, der gerade im Run Blocking sehr wichtig war und zusammen mit Guard J.R. Sweezy (Rückkehrer) ein sehr solides Duo bildete. Natürlich haben beide ihre Stärken im Run Blocking, aber da dies auch im Vordergrund der Offensiv-Philosophie steht, passte es.

Head Coach Pete Carroll hatte ja bereits vor den vergangenen beiden Spielzeiten die Ansage gemacht, dass das Team wieder mehr aufs Laufspiel setzen wolle. Bis zur Saison 2018 und der Verpflichtung von Offensive Coordinator Brian Schottenheimer funktionierte dies nicht ganz, aber der Erfolg für die Seahawks kam 2018 über das Running Game zurück. In der abgelaufenen Saison erlief man 160,0 Yards pro Spiel und führte damit die Liga vor den Baltimore Ravens (152,6 Yards pro Spiel) an, wobei die Ravens knapp mehr Running Plays mit 547 zu 534 aufwiesen. Der Rest der Liga folgt mit gehörigem Abstand. Der Erfolg gibt der Philosophie von Caroll und auch John Harbaugh recht, oder? 

German Sea Hawkers (Jannis Wiese): Da bin ich anderer Meinung. Natürlich hatten die Seahawks viele Rushing Yards und konnten so wunderbar die Zeit kontrollieren, jedoch war es in meinen Augen Russell Wilson, der für die Siege verantwortlich war. Das wäre mit einem schlechteren Laufspiel auch nicht anders gelaufen. Es gibt ja immer noch die Fehleinschätzung, dass man ein gutes Laufspiel braucht, um mit Passspiel und vor allem mit Play Action erfolgreich zu sein. Das ist aber genau andersrum, denn das Passing Game sorgt für Platz im Running Game. Auch Formationen machen hier den Unterschied. Die Los Angeles Rams spielen sehr häufig im 11 Personnel. Das bedeutet, sie spielen mit einem Runningback und einem Tight End und dadurch mit drei Wide Receivern. So machen sie das Feld breit und verhindern, dass der Gegner die Box zustellt und den Lauf durch die Mitte erschwert.

Der Weg der Seahawks endete in Arlington in der Wild-Card Round bei den Dallas Cowboys. Nach äußerem Anschein stellte man sich hier mit dem Play Calling und der konservativen Spielweise selbst ein Bein. Aber die Philosophie führte Seattle bis in die Playoffs, dann kann man nicht alles verteufeln, was einen dorthin gebracht hat. Wie sehen die Fans den Auftritt und das Ausscheiden im AT&T Stadium?

German Sea Hawkers (Jannis Wiese): Die Fans sind diskutieren das immer noch. Auch bei uns in der Redaktion ist es ein stetiges Debattenthema. Ich persönlich war stinksauer nach dem Auftritt gegen die Cowboys. Es zeigte meiner Meinung nach die Sturheit von Carroll und Schottenheimer. Man hatte mit dem Lauf keinen Erfolg, aber Russell Wilson zerlegte Dallas mit Pässen fast im Alleingang – und trotzdem schafften die Trainer es viel zu spät, das Play Calling umzustellen. Jetzt bleibt nur die Hoffnung, dass sie in der neuen Saison schneller reagieren, auch wenn ich da noch nicht dran glaube.

Mit der Passing Offense lagen die Seahawks mit 3.093 Yards durch die Luft nur auf dem 27. Platz der Liga. Stellt es eine Gefahr für Zukunft der Franchise dar, dass man mit Russell Wilson einen der besten Quarterbacks so sehr in einer Running Scheme presst und das Spiel nicht mehr in seine Hände legt? Demnächst steht eine Vertragsverlängerung für Wilson an. Könnt Ihr Euch vorstellen, dass er Seattle verlässt und dem Ruf einer Franchise oder eines Coaches folgt, der eine Offense um seine Stärken herum baut?

German Sea Hawkers (Maximilian Länge): An diesen Gedanken habe ich nicht keine Sekunde verschwendet – und auch die Gerüchte halte ich für Quatsch, der höchstens clever in Umlauf gebracht wurde, um Wilsons Verhandlungsposition zu stärken. Aber am Ende ist all das sekundär, wenn das Geld stimmt, da wird Wilson nicht aus Nächstenliebe einen Rabatt geben. Auf der einen Seite wäre es eine sehr teure Investition, Wilson nur fürs Ball übergeben zum teuersten Quarterback aller Zeiten zu machen. Auf der anderen Seite wird sich diese Philosophie auch nicht mehr ändern, solange Pete Carroll in Seattle die Entscheidungen trifft. Es wird so laufen, dass Wilson sein Geld bekommt, vielleicht auch 2019 schon, und dann macht er das, was seine Trainer von ihm verlangen.

Die Free Agency läuft. Welche Spieler sollten die Seahawks aus Eurer Sicht halten und um welche Free Agents sollte man sich bemühen? Laut Over The Cap haben die Seahawks immerhin knapp über $51.000.000 an Cap Space.

German Sea Hawkers (Maximilian Länge): Die Seahawks überlassen in der Free Agency seit einigen Jahren die Blockbuster-Deals anderen Teams und halten sich zurück, um ja nicht einen Spieler überzubezahlen. Das macht auch Sinn, da irgendwie ja demnächst Russell Wilson, Bobby Wagner und Frank Clark verlängert werden sollen. Clark scheint ja mit dem Franchise Tag nicht besonders glücklich zu sein. Als der erste Hype der Free Agency abgeflaut war, machten die Verantwortlichen in Seattle ihre Hausaufgaben. Sie verlängerten die Verträge von D.J. Fluker und K.J. Wright zu vernünftigen Konditionen und hielten auch Mychal Kendricks, bei dem jedoch die Gerichtsverhandlung wegen Insiderhandels noch aussteht. Gemeinsam mit Bobby Wagner bilden Wright und Kendricks ein vielversprechendes Linebacker-Trio. Der Abgang von Earl Thomas war schon so gut wie sicher, der von Justin Coleman auch vorhersehbar. Für beide Verteidiger wird Seattle traditionell in den eigenen Reihen und spät im Draft Nachfolger suchen. Neuzugang Mike Iupati wird auf Guard wohl J.R. Sweezy direkt ersetzten und das Run Blocking weiter verstärken.

Der Draft wirft ebenfalls schon seine Schatten voraus. Die Seahawks draften an 21. Stelle? Habt Ihr einen Wunschspieler oder ein Wunschszenario? Was sind Eure Tipps für die Top drei)

German Sea Hawkers (Jannis Wiese): Da Seattle 2019 nur vier Picks hat, halte ich einen Trade nach unten für realistisch. Auch, weil John Schneider und Pete Carroll genau das in der Vergangenheit schon oft praktiziert haben. Sollte jedoch ein absoluter Wunschspieler noch zu haben sein, werden die Seahawks hier zuschlagen. Meine Lieblingspicks wären ein Offensive Tackle oder ein Safety, für die Safety-Position kommen einige Spieler in Frage. Zwar braucht man auch einen oder mehrere Cornerbacks, jedoch sieht da die Draft-Klasse abseits von Byron Murphy doch sehr bescheiden aus. Müsste ich mich auf Namen festlegen, wären es Jawaan Taylor (Offensive Tackle), Nasir Adderley (Safety) oder Mack Wilson (Linebacker).

Vielen Dank, dass Ihr bei unserer Premierenausgabe von „Beyond the Horizon“ mitgemacht habt! Besonderer Dank an Maximilian Länge und Jannis Wiese, die sich viel Zeit für unsere Fragen genommen haben. Wir hoffen auf einen freundschaftlichen Austausch abseits der sportlichen Rivalität! Gerne würden dies im Rahmen der Saisonvorbereitung und vielleicht in kürzerer Form vor den beiden NFC West internen Aufeinandertreffen fortsetzen. 

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